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Die Ära der Elektromobilität bricht an

Zuwachs von Elektroautos in den letzten Jahren
 
| Allgemein
Elektromobilität ist in Deutschland auf der Überholspur

Wie sieht die E-Mobilität der Zukunft aus?

Fragt man Automanager oder Politiker, so ist die Sache klar: Die Zukunft fährt elektrisch. Das heißt: Statt mit Benzin oder Diesel werden die Autos in den kommenden zehn Jahren zunehmend mit elektrischem Strom angetrieben und das ab 2030 in vielen Ländern sogar ausschließlich. Mit Strom, der in Batterien gespeichert werden oder mit Hilfe von Brennstoffzellen und Wasserstoff an Bord der Fahrzeuge erzeugt wird. Die Elektromobilität hat schließlich viele Facetten und eine Reihe unterschiedlicher Ausprägungsformen. Sie beginnt beim Hybridantrieb und reicht bis zum Brennstoffzellenauto. Aber es gibt keinen Zweifel mehr: Die Energiewende auf der Straße nimmt Fahrt auf und ist nicht mehr zu stoppen.
Getrieben wird die Entwicklung vom Klimawandel: Der Verkehrssektor ist laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mit 19 Prozent der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland. Und 95 Prozent davon entstehen im Straßenverkehr durch die Verbrennung fossiler Kraftstoffe in den Motoren von Personen- und Lastkraftwagen. Viel zu viel. Die Politik hat deshalb scharfe Grenzwerte für die CO2-Emissionen erlassen: Auf allen wichtigen Automobilmärkten weltweit wird der Ausstoß der Klimagase im Straßenverkehr in den kommenden Jahren zunehmend reglementiert.
In der Europäischen Union gilt seit 2020 ein gesetzlich fixierter Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer, der in Summe von allen neu zugelassenen Autos eines Herstellers erreicht werden muss – andernfalls drohen den Herstellern milliardenschwere Strafzahlungen. Bis 2030 sinkt dieser so genannte Flottengrenzwert (auf den alle Modelle eines Herstellers einzahlen) nach aktueller Beschlusslage nochmals um 37,5 Prozent. Dies entspräche dann einem Ausstoß von im Schnitt etwa 65 Gramm CO2 pro Kilometer und Fahrzeug im Jahr 2030 – oder einem Verbrauch von 2,4 Liter Diesel oder 2,7 Liter Benzin je 100 Kilometer nach der neuen WLTP-Verbrauchsformel (dazu später mehr).

E-Mobilität: Was bedeutet das für die Automobilindustrie?

Damit hat der Verbrennungsmotor klassischer Art keine Zukunft mehr: Solch ehrgeizige Grenzwerte sind nur mit Elektroantrieben zu meistern. Denn diese verursachen zumindest im Fahrbetrieb keinerlei CO2-Emissionen, weshalb sie von Politik und Finanzamt als klimaneutral bewertet werden. Auch in der Klimabilanz der Autohersteller schlägt sich dies positiv nieder: Fahrzeuge, die weniger als 50 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren (das entspricht einem Verbrauch von etwa 2,15 Liter Benzin bzw. 1,9 Liter Diesel pro 100 Kilometer), werden in der EU beim Flottenverbrauch 2020 doppelt gezählt, im Jahr 2021 noch 1,66-fach und 2022 noch 1,33-fach. Danach bekommt der Autohersteller in Europa keine „Supercredits“ mehr für den Verkauf von Batterieautos und Plug-in-Hybriden. In China ist eine Mehrfachanrechnung von batterieelektrischen Fahrzeugen und Brennstoffzellenfahrzeugen sogar mit dem Faktor 5 vorgesehen. Das heißt: Ein verkauftes E-Mobil wird in der Klimabilanz eines Herstellers gleich fünffach gezählt.
Kein Wunder, dass praktisch alle Autohersteller weltweit kräftig in die Elektromobilität investieren und ihr Angebot an Stromern massiv ausbauen. Der ADAC listet Ende 2020 rund 40 Modellreihen mit rund 80 Modellen an Elektroautos. Bleibt die Elektromobilität auch weiterhin auf der Überholspur 2021, wird der Anteil von E-Autos an den Gesamtzulassungen schon bald 20 Prozent und mehr erreichen.

Förderung der Elektromobilität: Was treibt die Energiewende auf der Straße?

Mit der Peitsche, aber auch mit Zuckerbrot fördert die Politik diese Entwicklung. In Norwegen dürfen ab 2025 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr neu in den Verkehr gebracht werden, in China ist ein solches Zulassungsverbot für das Jahr 2040 beschlossene Sache. Hierzulande ist ein solches Verbot zwar noch nicht in Sicht. Aber wie in den anderen Ländern auch versucht die Bundesregierung den Autofahrern den Umstieg mit einer Reihe von Steuererleichterungen und finanziellen Unterstützungen schmackhaft zu machen.
So brauchen Besitzer von Elektroautos zehn Jahre nach der Erstzulassung keine Kfz-Steuer zu bezahlen. Und ist ein Elektroauto auf einen Gewerbebetrieb zugelassen, müssen nur 0,25 Prozent des Listenpreises für die private Nutzung versteuert werden – normalerweise wird ein Prozent fällig. Obendrein wird mit einem Umweltbonus und einer Innovationsprämie die Anschaffung der Elektromobile gefördert. Nicht nur Elektroautos werden gefördert, auch die Ladeinfrastruktur – die KfW fördert beispielsweise den Kauf von Wallboxen für das Laden vor der eigenen Haustüre.
Das alles soll dazu beitragen, das Klima zu schützen und auch andere Umweltbelastungen durch den Straßenverkehr zu mindern. Das gilt in besonderem Maße für den Lärm in den Städten, aber auch für die Belastungen der Atemluft etwa durch die Emissionen von Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen, die Verbrennungskraftmaschinen produzieren.

Ist das Elektroauto also per se ein blauer Umwelt-Engel?

Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus von Elektroautos, so sind sie klimafreundlicher als Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor. Fest steht jedoch, die Herstellung einer Hochvolt-Batterie verbraucht eine Menge Energie und auch viele wertvolle Rohstoffe – Lithium, Kobalt, Kupfer, Aluminium und andere Materialen.
Die meisten Hersteller von Elektroautos sind sich der Problematik bewusst und versuchen, diesen „CO2-Rucksack“ durch den Einsatz von regenerativ erzeugtem Ökostrom in der Produktion des Autos und seiner Bauteile zu verringern. Volkswagen hat sich beispielsweise das Ziel gesetzt, den ID.3 klimaneutral an die Käufer zu übergeben – durch eine konsequente Reduzierung der Emissionswerte in der gesamten Wertschöpfungskette, aber auch durch Kompensationsmaßnahmen wie etwa die Pflanzung von Bäumen.
Natürlich sind auch die Autofahrer selbst gefordert: Indem er sein Elektroauto möglichst sparsam bewegt und wo immer möglich nur mit grünem Strom auflädt. Und indem er einen Energieversorger auswählt, der auf eine umweltfreundliche Stromerzeugung mit Hilfe von Wind- und Sonnenkraft Wert legt und an seinen Ladesäulen ausschließlich Ökostrom anbietet. Dann hat der Elektromobilist eine sehr gute Chance, mit dem Stromer eine bessere Ökobilanz hinzulegen als der Fahrer eines konventionell angetriebenen Autos mit Verbrennungsmotor.